Mitarbeiterführung

Die Kunst der Motivation

Unmotivierte Teams zeigen weniger Leistungsbereitschaft, sind im Arbeitsalltag nicht voll bei der Sache und steuern weniger Ideen bei. Vor allem die Generation Z hat hohe Erwartungen an die Führungskultur in einer Küche. Worauf kommt es an?

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Die Küchenchefin ist frustriert: „Ich weiß nicht, was mit meinen Mitarbeitern los ist. Früher waren wir engagierter und haben als Team besser zusammengearbeitet. Heute macht jeder nur stur sein Ding und schaut, dass er nach Feierabend so schnell wie möglich nach Hause kommt.“ Solche oder ähnliche Aussagen hört man in letzter Zeit immer öfter, nicht nur aus Profiküchen, sondern auch aus anderen Bereichen. Kritisiert wird vor allem die Generation Z, für die Freizeit angeblich wichtiger ist als Engagement, Ehrgeiz und die Übernahme von Verantwortung. Im Internet finden sich dutzende Artikel, die sich mit dieser vermeintlich verwöhnten und arbeitsscheuen Generation beschäftigen. „Die Generation Z ist nicht schlechter oder freizeitorientierter, sondern einfach anders“, sagt dagegen Trainerin Renate Stolle, die Seminare und Trainings zum Thema Mitarbeitermotivation anbietet: „Sie erwartet mehr als nur Aufmerksamkeit und Zuwendung, deshalb müssen wir noch häufiger als bisher die Mitarbeiterbrille aufsetzen und uns in die jungen Menschen hineinversetzen.“

Nicht zuletzt durch den Konsum der Sozialen Medien haben die jungen Menschen Bedürfnisse und Wünsche entwickelt, die ältere Führungskräfte häufig ratlos machen und ihnen den Zugang zu dieser Generation erschweren. Dabei ist eine Annäherung durchaus möglich. Zahlreiche Studien haben untersucht, mit welchen Instrumenten die Motivation von jungen Teams heute gesteigert werden kann. Zehn Tipps für die Praxis:

1. Wertschätzung durch Vorgesetzte

Lob und Anerkennung ist die schnellste und kostengünstigste Methode, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren. Leider handeln viele Vorgesetzte immer noch nach dem Motto „Nicht gemeckert ist gelobt genug“. Dabei ist wissenschaftlich erwiesen, dass schon ein einfaches Lob einen starken und vor allem nachhaltigen Motivationsschub bewirkt. Ideale Anlässe, um Anerkennung auszusprechen, sind zum Beispiel die täglichen oder wöchentlichen Teambesprechungen. Erfolgt die Wertschätzung in großer Runde, motiviert dies sogar das gesamte Team.

2. Verlässliche Dienstpläne / Work-Life-Balance

Das negative Image von Gastronomie und Hotellerie basiert vor allem auf den im Vergleich zu vielen anderen Branchen unattraktiven Arbeitszeiten. Befragungen haben ergeben, dass Überstunden, kurzfristige Dienstplanänderungen und die Nichteinhaltung arbeitsrechtlicher Bestimmungen die größten Motivationskiller in der Küche sind. Dienstpläne sollten daher immer mit einem Vorlauf von mindestens zwei Wochen geschrieben werden, um den jungen Leuten eine verlässliche Freizeitplanung zu ermöglichen. Gleiches gilt für die Urlaubsplanung, die – so die Empfehlung von vielen Medizinern – eine Auszeit von mindestens drei Wochen erlauben sollte.

3. Klare Anweisungen und Erwartungen

Vor allem in größeren Teams kommt es immer wieder zu Missverständnissen, weil Vorgesetzte nicht klar genug kommunizieren. Wenn Mitarbeitende jedoch feststellen, dass sie umsonst oder ins Leere gearbeitet haben, demotiviert sie dies auf Dauer. Deshalb sollte möglichst genau formuliert werden, was von den Mitarbeitenden in einer Arbeitssituation konkret erwartet wird.

4. Verantwortung übertragen/Fehlerkultur schaffen

Die Übertragung von Verantwortung für anspruchsvollere Aufgaben in der Küche setzt im Team ungeahnte Kräfte frei. Voraussetzung dafür ist nicht nur das Vertrauen des Vorgesetzten in die Fähigkeiten der einzelnen Mitarbeitenden, sondern auch die eigene Fähigkeit der Führungskräfte, Aufgaben zu delegieren. Natürlich können dann auch Fehler passieren, aber diese sollten erlaubt sein. Wenn Mitarbeitende aber Angst haben müssen, für Fehler kritisiert oder gar bestraft zu werden, wirkt sich das negativ auf Motivation und Kreativität aus.

5. Sinn von Arbeit vermitteln

Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter möchte wissen, welchen Beitrag er mit seiner Arbeit zum Gesamterfolg des Teams leistet. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig Feedback zu geben, um mit den Mitarbeitenden über ihre Rolle und Bedeutung im Unternehmen zu sprechen. Gerade Auszubildende, die oft nur kleine und einfache Aufgaben übernehmen, sollten regelmäßig Rückmeldung bekommen, welchen Anteil ihre Arbeit am Erfolg einer Küche hat. Dies stärkt das Selbstvertrauen und trägt dazu bei, dass kommende Herausforderungen noch motivierter angegangen werden.

6.Vorbildfunktion von Vorgesetzten

Wer motivierte Mitarbeitende in seinem Team haben will, muss mit gutem Beispiel vorangehen. Schlecht gelaunte, mürrische oder gestresste Vorgesetzte vergiften die Arbeitsmoral. Führungskräfte sollten sich deshalb so verhalten, wie sie es auch vom Team erwarten.

7. Individuelle Kommunikation

Jeder Mitarbeitende ist anders und erfordert daher eine individuelle Kommunikation und Ansprache. Die Führungskräfte sollten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deshalb regelmässig nach ihren Wünschen, Sorgen und Bedürfnissen befragen. So können eventuelle Probleme und Konflikte frühzeitig erkannt und gelöst werden, bevor sie sich zu echten Motivationskillern entwickeln.

8. Mitarbeitende um Rat fragen

Oft wissen die Mitarbeitenden viel besser als ihre Vorgesetzten, wo gerade in der Küche der Schuh drückt oder wie etwas verändert oder optimiert werden könnte. Als Führungskraft sollte man deshalb durchaus seine Teammitglieder um Rat und Meinung fragen. Wenn sie spüren, dass ihre Erfahrung gefragt ist, fühlen sie sich nicht nur geschmeichelt, sondern auch als Mensch wertgeschätzt – und motiviert für weitere Aufgaben.

9. Faire Bezahlung

Interessanterweise rangiert das Thema Gehalt bei Umfragen zum Thema Mitarbeitermotivation fast immer auf den hinteren Rängen. Viel wichtiger sind gute Führung, Wertschätzung und ein vertrauensvolles Arbeitsklima. Dennoch sollten gute Leistungen natürlich durchaus mit Gehaltserhöhungen oder finanziellen Boni belohnt werden.

10. Gemeinsame Erfolge feiern

Das Erreichen von Zielen (z.B. Umsatz) oder Erfolge (z.B. gelungene Veranstaltung) sollten immer im Team gefeiert werden, selbst wenn es nur kleine Anlässe sind (z.B. gute Bewertungen im Internet). Dabei müssen nicht gleich die Champagnerkorken knallen, manchmal reichen auch ein gemeinsamer Kaffee oder ein Feierabendbier. Das stärkt das Team und motiviert für kommende Aufgaben.

Jede Führungskraft sollte ihr Handeln selbstkritisch hinterfragen, inwieweit sie über das nötige Handwerkszeug für die Motivation von Teams verfügt. Ein selbstkritischer Umgang kann helfen, in bestimmten Situationen besser auf die Bedürfnisse von Mitarbeitenden zu reagieren. Kaum jemand wird als Motivationstalent geboren, sondern muss sich diese Fähigkeit im Laufe seines Berufslebens erarbeiten. Trainerin Renate Stolle bestätigt, dass immer mehr Unternehmen ihren Führungskräften Fortbildungen ermöglichen, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu sichern. Gerade in Zeiten von Social Media sind motivierte Teams ein zentraler Erfolgsfaktor im Wettbewerb um die besten Talente der Generation Z.

Text: Jörg-Michael Ehrlich
Foto: Adobe Stock