Suvretta House St. Moritz
Hotellegende trotzt Pandemie
Was für ein Jahr! 2020 geht als außergewöhnlich in die über 100-jährige Geschichte des Suvretta House St. Moritz ein. Aufs vorzeitige Ende der Wintersaison folgte eine extralange Sommersaison. Nun wächst nun die Sorge, wie die Pandemie das Wintergeschäft 20/21 beeinträchtigen wird
Das Grandhotel Suvretta House St. Moritz mit seinem majestätischen Art-Deco-Interieur hat wie alle anderen Hotels in der Schweiz – ja, weltweit – mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Erstmals musste die Wintersaison 2019/20 vorzeitig im März 2020 beendet. Werden. Im Juli läutete das Hoteliersehepaar Egli die Sommersaison ein und öffnete das Haus wieder für die Gäste, jedoch – der Ausnahmesituation geschuldet – mit reduziertem Angebot: So blieb das gastronomische Vorzeigeobjekt, das Grand Restaurant (16 Punkte Gault&Millau), geschlossen. Executive Küchenchef^ Fabrizio Zanetti servierte seine Gerichte ausschließlich in der Suvretta Stube. Hier geht es legerer zu als im Grand Restaurant, wo die Herren bis heute im dunklen Anzug mit Krawatte dinieren.
Um die Umsatzverluste aus dem Frühjahr zumindest teilweise auszugleichen, ging das Suvretta House in diesem Herbst erstmals in die Saison-Verlängerung und blieb bis spät in den Oktober geöffnet. „Gäste haben somit die bisher einmalige Gelegenheit, den goldenen Engadiner Herbst in all seiner Schönheit kennenzulernen“, sagt Hoteldirektor Peter Egli, der das Grandhotel in Personalunion mit seiner Frau Esther führt. Das Suvretta House liegt auf 1862 Metern inmitten der hochalpinen Landschaft des Oberengadins. Ringsum ragen majestätische Berggipfel in den Himmel, am Talgrund glitzern die tiefblauen Seen. St. Moritz ist der Geburtsort der alpinen Winterferien (1864) und Schauplatz von zwei Olympischen Winterspielen. Seine Bedeutung verdankt der Schweizer Nobelort jedoch ursprünglich den Heilquellen, die seit 3000 Jahren bekannt sind und den Ort schon früh als Sommer-Kurort etablierten.
Die Ferienregion Engadin St. Moritz hat sowohl im Sommer wie im Winter sehr viel zu bieten. Und auch die Kulinarik lässt keine Wünsche offen. Gleich mehrere Fünf-Sterne-Hotels konkurrieren um die Gunst der Gäste und offerieren ein breites kulinarisches Angebot auf Top-Niveau. Die Gäste im Suvretta House können das Frühstück und Mittagessen auf der sonnigen Terrasse der Suvretta Stube genießen und inmitten des imposantem Bergpanoramas die Seele baumeln lassen. Gourmets dürfen sich für den Abend auf das Halbpensionsmenü mit mehreren Wahlangeboten je Gang oder das à la carte-Angebot von Küchenchef Fabrizio Zanetti freuen. Der Room Service verspricht zudem ein Private Dining-Erlebnis mit gesunden Köstlichkeiten und Suvretta House-Klassikern. Damit nicht genug, gibt es auch die Option, eines der beiden Bergrestaurants Chasellas und Trutz zu besuchen, die ebenfalls zum Suvretta House gehören.
„Ich bin eher der Klassiker und bekenne mich zur fachlichen Basis der französischen Küche“
Executive Küchenchef Fabrizio Zanetti über seinen Kochstil
Das Hoteliersehepaar Egli blickt mit gemischten Gefühlen auf die bevorstehende Wintersaison 2020/21. Normalerweise erwartet das Hotel nun viele Gäste aus Großbritannien und den USA, doch was ist schon normal in diesem Jahr? Die weitere Entwicklung der Pandemie wird zeigen, ob sie überhaupt aus Übersee und England anreisen können und wollen. Zum Glück haben jetzt viele Schweizer den Urlaub in der Heimat entdeckt. Unter anderem auf sie zählen Esther & Peter Egli. Speziell für die Zeit über Weihnachten und Silvester wird das Haus aber mit großer Sicherheit wieder ausgebucht sein. Es gibt bereits Wartelisten – und das, obwohl in diesem Zeitraum im Suvretta House St. Moritz ausschließlich Mindestaufenthalte von 14 (!) Tagen möglich sind und die Zimmerpreise dann in Rekordhöhen steigen.
Ende Januar/Anfang Februar 2021 wird St. Moritz außerdem zum Sehnsuchtsreiseziel für Gourmets. Dann findet wieder in allen Top-Häusern vor Ort das St. Moritz Gourmet Festival statt, für das Fabrizio Zanetti, Kulinarischer Leiter des Festivals und hauptberuflich Executive Küchenchef im Suvretta House, diesmal – pandemiebedingt – das Motto „Swiss made“ ausgegeben hat Folge auf verschiedenen Stationen im In- und Ausland sein Können ausgeweitet und gefestigt. Dass er unter anderem auch in London, bei Gordon Ramsay, gearbeitet hat, kommt ihm in seiner heutigen Position durchaus zugute, denn viele Stammgäste im Suvretta sind Engländer. Fabrizio Zanetti kennt sich also aus mit dem bevorzugten Lifestyle und den Genussvorlieben der englischen Gäste. Entsprechend gehört auch der Full English Suvretta House Afternoon Tea zum F&B-Programm seiner Abteilung.
Für Fabrizio Zanetti war auf seinen internationalen Stationen immer klar: „Irgendwann geht es zurück in die Heimat, und wenn es soweit ist, dann muss es eines der Spitzenhotels in St. Moritz sein.“ Im Suvretta House verantwortet er mit seinem Küchenteam das kulinarische Progrmm in zwei Restaurants, das Frühstück und den Roomservice sowie den Veranstaltungsbereich. Im außergewöhnlichen Ambiente des Grand Restaurant zelebriert er seine Philosophie einer marktfrischen gehobenen Küche mit internationaler Note. „Ich bin eher der Klassiker und bekenne mich zur fachlichen Basis der französischen Küche“, sagt Fabrizio Zanetti über seinen Kochstil. „Spielereien und Experimente auf dem Teller sind nicht mein Ding.“ Einzelne Gerichte werden vom Serviceteam nach alter Schule am Tisch zur Vollendung gebracht. Wer Halbpension gebucht hat, wählt aus dem täglich wechselnden Vier-Gang-Menü die Gourmetkreationen.
Der Einsatz und die Verarbeitung von Schweizer Produkten ist Fabrizio Zanetti sehr wichtig; seine Gäste wollen die Region beim Genießen im Suvretta House „schmecken“. Der Suvretta Gletscher Mutschli, ein regionaler halbfester Schnittkäse, kommt wie das gesamte Käseangebot im Suvretta von der Alp-Schaukäserei Morteratsch. Verschiedene Fleischwaren bezieht er beispielsweise von der Metzgerei Zanetti in seinem Heimatort Puschlaver bei St. Moritz – der Familienbetrieb produziert seit über 100 Jahren Fleischspezialitäten in bester Qualität. Auch bei weiteren Produktgruppen setzt Fabrizio Zanetti seine Einkaufsphilosophie nach Möglichkeit fort – Fische wie Zander aus dem Lago Maggiore oder Lachs aus einer Schweizer Zucht in Lostallo sind für ihn Top-Produkte. Jedoch kommt er um Fisch und Seafood aus beispielsweise Frankreich nicht herum: „Die Gäste verlangen eben auch edle Fische und kommen nicht ins Suvretta, um Forelle oder Saibling zu essen.“ Auch wenn es um Fleisch oder Geflügel geht, ist die Schweiz für ihn meist nicht erste Wahl, dann bevorzugt er beispielsweise Qualitäten wie Irish Beef oder Miéral-Geflügel aus Frankreich. Für Brot und Backwaren indes braucht er keine externen Lieferanten – diese kommen aus der Suvretta-eigenen Bäckerei und Konditorei/Pâtisserie.
Text: Sabine Romeis
Fotos: © Suvretta House; Sabine Romeis