Good n‘ Vegan

Veganer Lieferservice für Deutschland

Berlin ist die Pilot-Destination von Good n‘ Vegan. Das neue Konzept der HR Group soll schon bald bundesweit ausgerollt werden. Der Clou: Produziert wird das Essen in den eigenen Hotelküchen

Good n' Vegan – Poké Bowl by Steffen Sinzinger

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„Hätte man mir vor einem Jahr gesagt, dass ich einen veganen Lieferdienst an den Start bringe und dabei noch der erste in Deutschland bin, hätte ich vermutlich gesagt: Why not“, schreibt Steffen Sinzinger auf seinem Facebook Account. Mitten im zweiten Lockdown ist der Küchenchef im Pullman Berlin Schweizerhof mit Restaurant Blend ein vielbeschäftigter Mann, obwohl in Hotel und Restaurant „absoluter Stillstand“ herrscht. Steffen Sinzinger ist der kreative Kopf hinter der Speisekarte von Good n’ Vegan.

Gemeinsam mit seinem zehnköpfigen Team und Berater Alon Shamir arbeitete er seit November an den Gerichten fürs rein pflanzenbasierte Delivery-Angebot und an begleitenden Lösungen für die Umsetzung des neuen Konzepts. Auftraggeber ist die in Berlin ansässige HR Group, einer der führenden Hotelbesitzer und -betreiber in Zentraleuropa, zu deren Portfolio seit dem letzten Herbst auch das Pullman Berlin Schweizerhof gehört.

Die Entscheidung des Managements, einen rein veganen Lieferservice zu lancieren, der bundesweit ausgerollt werden soll, basiert auf der wachsenden Popularität der pflanzenbasierten Ernährung. Dieser Trend wird getragen von dem Wunsch nach einem gesünderen Lebenswandel, dem Schutz von Umwelt und Klima sowie der Vermeidung von Tierleid. Zielgruppe für Good n’ Vegan sind zwar auch die rund eine Million Veganer in Deutschland, vor allem aber haben die Macher des neuen Lieferservice die kontinuierlich wachsende Klientel im Fokus, die ihren Fleischkonsum zugunsten von Tier und Umwelt reduzieren will und offen ist für moderne Ernährungsalternativen.

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„Wir machen unsere Küche für Veganer, aber auch für Menschen, die gern Fleisch essen und dennoch hin und wieder etwas Neues kennenlernen wollen.“

Steffen Sinzinger, Küchenchef Pullman Berlin Schweizerhof & kreativer Kopf  Good n‘ Vegan

Ideale Pilot-Destination für Good n’ Vegan ist Berlin – hier ging das Konzept am 4. Februar zunächst für den Westen der Stadt an den Start. Das Essen wird von Steffen Sinzinger und seinem Team im Pullman Berlin Schweizerhof produziert und in 100 Prozent klimaneutrale Verpackungen portioniert. Bestellt werden kann an sieben Tagen in der Woche online sowohl unter goodnvegan.com als auch wolt.de und lieferando.de. Ins Haus kommt das Essen mit Lieferando oder Wolt täglich von 11.30 bis 14 Uhr und von 17.30 bis 21.30 Uhr. Bald soll das zur HR Group gehörende Mövenpick Berlin City Center unweit vom Potsdamer Platz den Good n’ Vegan-Lieferradius in Richtung Osten erweitern. Weitere Standorte bzw. Ghost Kitchen in HR Hotels in Berlin und künftig ganz Deutschland sollen folgen, ebenso eine Lieferlösung mit eigenen Fahrern.

Take-away-Option im Hotel

Das gesamte Angebot von Good n’ Vegan, wozu auch vegane Softdrinks, Weine, Biere und Cocktails gehören, gibts alternativ als Take-away-Option (Click and collect) in den jeweiligen Hotels. Aktuell besteht die Speisenauswahl unter vier Vorspeisen (ab 7 Euro), sechs Hauptgängen (ab 9 Euro) sowie fünf Beilagen (ab 2,50 Euro) und vier Desserts (ab 5,50 Euro). Neben Burger und Currywurst setzt das Team auf eine kreative vegane Küche mit Aromen aus aller Welt. Als Vorspeise gibt es z.B. Ochsenherztomate mit veganem Mozzarella, Tomatenmarmelade, Pinienkernpesto und getrockneter Olive oder Gebratene Schwarzwurzel mit Grünkohl, Pumpernickel und Walnuss. Zu den Hauptgerichten zählen ein Tonkatsu-Schnitzel mit Sobanudeln, Römersalat und Kräuterseitlingen oder Gebratene Aubergine mit Kassoundi und Rote-Bete-Salat mit Wasabi-Crunch. Die veganen Königsberger Klopse runden gebackener Spitzkohl, Preiselbeeren, Sellerie und Cassis-Vinaigrette ab.

Beef, Schnitzel, Klopse? Wie passen Bezeichnungen, die jeder doch sofort mit Fleisch assoziiert, ins Lieferkonzept? „Wir machen unsere Küche für Veganer, die einen hohen Anspruch an das Thema Kulinarik verfolgen, aber auch für Menschen, die gern Fleisch essen und dennoch hin und wieder etwas Neues kennenlernen möchten“, erläutert Steffen Sinzinger. „Über Bezeichnungen wie Bulgogi-Beef oder Tonkatsu-Schnitzel wollen wir den Kunden eine Orientierungshilfe geben, damit sie wissen, was sie erwartet. Doch es gibt auch eigenständige Gerichte, ohne fleischbasierte Vorlage. Die Sparte wollen wir gezielt ausbauen, wenn sich Good n’ Vegan etabliert hat und der Kunde weiß, wofür wir stehen.“

Fish & Chips aus Auberginenscheiben

Steffen Sinzingers Anspruch bei der Rezeptentwicklung ist es, dass jede Komponente auf dem Teller selbst hergestellt wird. So besteht das Bulgogi-Beef aus Kräuterseitlingen, Champignons und Shiitake-Pilzen, die in einer selbst produzierten (südkoreanischen) Bulgogi-Soße mariniert und angebraten werden. Seine Fish & Chips sind gedämpfte, in Apfelessig und Nori eingelegte Auberginenscheiben, die in Bierteig ausgebacken werden. Basis fürs (japanisch inspirierte) Tonkatsu-Schnitzel ist hausgemachter Seitan, die Königsberger Klopse bestehen aus Tofu und Kichererbsenmehl mit viel Petersilie, Senf und Zitrone. Nur Burger-Patty und vegane Currywurst kauft die Küche derzeit noch zu.

„Als das Angebot für die Entwicklung des veganen Lieferprogramms kam, musste ich erst einmal nachdenken, ob ich das kann und will“, erinnert sich Steffen Sinzinger. „Ich bin kein Veganer, will es auch nicht werden. Doch je mehr ich mich etwa über Kochbücher oder im Internet informiert habe, wie man Geschmacksakkorde ohne Fleisch, Butter, Sahne & Co. aufbauen kann, umso mehr kam der Kreativprozess in Gang. Ich hätte nicht gedacht, dass mir die Umstellung am Ende doch so leichtfällt.“

Die vegane Küche ist angesagt, und Lieferkonzepte boomen, nicht nur im Lockdown. Insofern sieht Steffen Sinzinger für das junge Konzept beste Perspektiven. Für die Hotelküchen der HR Group ist Good n’ Vegan ideal, um vorhandene Kapazitäten ohne großen Aufwand besser auszulasten. Es gibt Handbücher für die Implementierung, und Steffen Sinzinger übernimmt die Trainings. In nächster Zeit bleibt er also ausgelastet, und vielleicht kocht er ja auch im Restaurant Blend bald noch pflanzenbetonter. Why not?

Text: Sabine Romeis
Fotos: HR Group/Pullman Berlin Schweizerhof