50 Jahre Seubert Feinkost
Erfolgsgeschichte im Taubertal
50 Jahre Seubert Feinkost: Ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2020 stellen die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Geschäft ihrer Kunden die beiden Unternehmer Walter & Marcus Seubert vor ungeahnte Herausforderungen
Uns interessiert nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft, und das könnte der Schlüssel dafür sein, dass wir seit fünf Jahrzehnten erfolgreich sind“: Das liest man auf www.seubert-feinkost.de über das Unternehmen, dessen Geschichte vor genau 50 Jahren begann. Damals, 1970, waren Convenience-Produkte noch kein großes Thema in den Profiküchen von Gastronomie, Hotellerie und Gemeinschaftsverpflegung. Fachkräftemangel war ein Fremdwort, selbermachen selbstverständlich.
Als Walter Seubert Ende der 1960er Jahre von seinen internationalen Stationen als Koch in die Heimat zurückkam, vermisste er die gefüllten, garfertigen Menükomponenten auf Geflügelbasis, die er als Küchenchef in Luxushotels in Amerika schätzen gelernt hatte. Zurück in Deutschland, suchte er vergeblich nach vergleichbaren Produkten, die ihm als Küchenchef in den USA die Bewältigung großer Banketts und Veranstaltungen erleichert hatten. Er sah die Marktlücke und gründete mit seiner Ehefrau Edith (+2010) das Unternehmen, das heute sein Lebenswerk darstellt und von Sohn Marcus weitergeführt wird. In einer umgebauten Wurstküche fing er mit der Herstellung von genau fünf Produkten an: Poulardenbrust Florentin, Hawaii, Cordon bleu und Kiew sowie Poulardenkeule Maurice. Die Poulardenbrust Florentin gehört immer noch zum Programm und ist das wohl meistkopierte Produkt des Pioniers der Geflügelfeinkost.
Heute beschäftigt das Unternehmen im Taubertal rund 75 Mitarbeiter*innen und vertreibt seine hochwertigen Menükomponenten in ganz Deutschland sowie in Österreich und Holland. Allein das Standardsortiment umfasst rund 140 Produkte, hinzu kommen saisonale Angebote und kundenindividuelle Aufträge. Zum Repertoire gehören garfertige bzw. vorgegarte Menükomponenten, gefüllt oder ungefüllt, auf Basis von Geflügel, Fleisch und Fisch, ferner Terrinen, Galantinen, Fingerfood, Vegetarisches und Desserts. Das Angebot trifft heute voll die Bedürfnisse anspruchsvoller Kunden und spricht alle Segmente des Außer-Haus-Marktes an. Die Qualität ist hoch, ebenso wie der Anteil der Handarbeit. „Wir produzieren wie jeder Küchenchef in seinem Betrieb, nur eben in größeren Dimensionen“, betont Marcus Seubert.
Im Sommer 2019 zog Seubert Feinkostmanufaktur in eine brandneue, hochmoderne Produktionsstätte in Gerchsheim-Großrinderfeld, die an der Autobahn A 81 Richtung Würzburg imposant in den Himmel ragt. Für Walter und Marcus Seubert ging damit ein großer Traum in Erfüllung, denn die bisherige Produktionsstätte in Werbach-Wenkheim war seit langem zu klein geworden für die Bewältigung der Fülle der Aufträge. „Die Entwicklung des Unternehmens über all die Jahre war ja enorm“, resümiert Walter Seubert. Marcus Seubert hat sich vergleichbare Werke angeschaut, um die perfekte neue Manufaktur zu bauen – es ist ihm gelungen. Die neue Produktion ist hell, weitläufig und mit modernster Technik ausgestattet. Wie gemacht, um Seubert Feinkost erfolgreich durch die nächsten 50 Jahre zu führen.
Alles gut also? Mitnichten. Ein Jahr nach dem Umzug steht Seubert wegen der Corona-Krise vor ungeahnten Herausforderungen. Die Nachfrage brach im Mitte März quasi über Nacht ein und erholt sich nur schleppend. Wichtige Kundengruppen wie Stadt- und Tagungshotels, Caterer, Airlines, Betriebsverpfleger & Co. leiden unter den wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns und dem anhaltenden Ausfall von Events und Veranstaltungen wegen der Pandemie. Im Sommer 2020 stand die Seubert-Produktion für mehrere Wochen still, langsam geht es wieder voran. „Wir haben in diesem Jahr enorme Umsatzausfälle“, sagt Marcus Seubert, betont aber, dass Seubert nach wie vor ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen ist. Er hofft jedoch, dass sich die Situation bald entspannt, und tüftelt gemeinsam mit der Produktentwicklung an neuen Konzepten, um seine Kunden speziell in diesen besonderen Zeiten mit bedarfsgerechten Angeboten zur Seite zu stehen.
Dass ihn sein Vater dabei mit Ideen und Know-how unterstützt, ist für den inzwischen 82-jährigen Senior selbstverständlich. „Es macht einfach traurig zu sehen, wie die Pandemie viele unserer Kunden in die Knie zwingt.“ Kein Grund für Walter Seubert, nicht auch in diesen Zeiten aktiv zu bleiben und Küchenchefs für das Seubert-Sortiment zu begeistern. Die Kühltasche voller Produktmuster – früher sein Markenzeichen bei seinen Stippvisiten in den Küchen – lässt er heute meist zuhause. Viele Jahre war sie sein Erfolgsgarant bei der Kundenakquise. Ohne die „Frontalangriffe“, wie er seine Küchenbesuche im Rückblick augenzwinkernd nennt, und die große Kundennähe wäre das Unternehmen Seubert vielleicht nie geworden, was es heute ist: Top-Lieferant für alle qualitätsorientierten Profiküchen.
Text: Sabine Romeis
Fotos: © Seubert