Restaurant Setzkasten

Fine-dining im Supermarkt

Im Gourmet-Restaurant im Zurheide Feine Kost in Düsseldorf rückt Küchenchef Egor Hopp die Synergien zwischen Supermarkt und Restaurant gezielt in den Mittelpunkt. 85 Prozent seiner Zutaten für die Restaurantküche kauft er direkt im Frischecenter ein und bringt sie in klassisch-moderner Zubereitung auf die Teller seiner Gäste

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„Ich bin ein echtes Zurheide-Kind und von Beginn an dabei“, sagt Egor Hopp. „Meine Liebe zur feinen Küche ist hier im Restaurant Setzkasten entstanden.“ Egor Hopp begleitet das ambitionierte kulinarische Projekt im Zurheide Feine Kost an der Berliner Allee in Düsseldorf seit der Eröffnung im März 2019. Mit Herzblut, Leidenschaft und Engagement hat er es mit vorangebracht. Zunächst als Sous Chef an der Seite von Start-Küchenchef Anton Pahl, später als Teil einer Doppelspitze und inzwischen als alleiniger Chef und Taktgeber des neunköpfigen Küchenteams.

Das Restaurant Setzkasten steht für ein hochkarätiges Genusserlebnis, das die Qualität und Lebensmittelvielfalt im Edeka-Frischemarkt von Zurheide widerspiegelt. Es hat gerade erst eine Aufwertung beim Interieur-Design erfahren. Nun gibt es in der Mitte des Gastraumes gemütliche Sitzecken, und für noch mehr Intimität erhielt der zuvor zum Supermarkt hin offene Eingangsbereich eine Tür, und die Scheiben zum Einkaufsbereich wurden leicht abgedunkelt. In Ergänzung mit dem überarbeiteten Beleuchtungskonzept hat der Raum mit 35 bis 38 Plätzen jetzt einen neuen, heimeligen Look. Um die Synergien zwischen Supermarkt und Restaurant weiter zu fördern, wurde die direkt angrenzende Weinabteilung um ein neues Regal ergänzt, in dem nun die im Setzkasten angebotenen Weine, Champagner oder Spirituosen präsentiert werden. „Wir wollen unsere Gäste inspirieren und die Kreativität am heimischen Herd fördern“, erläutert Egor Hopp. „Alle benötigen Zutaten finden sie direkt vor der Restauranttür.“

Hinter jedem Gericht eine Geschichte

Auch die Präsentation der Gerichte im Restaurant wurde optimiert: „Hinter jedem Gericht steckt eine Geschichte, die unser Service unseren Gästen am Tisch erzählt“, sagt der Küchenchef. „Zusätzlich reichen wir zu jedem Gericht eine Karte, auf deren Vorderseite die Zutaten visuell und in Form eines Artworks von Elisabeth Tan präsentiert werden. Auf der Rückseite erläutern wir kurz schriftlich, wie wir die einzelnen Komponenten zubereitet haben.“

Egor Hopp kam einst als Dreijähriger mit seiner Familie aus Kasachstan nach Deutschland und wuchs im Münsterland auf. „In meinen Adern fließt Borschtsch, aber in meiner Persönlichkeit bin ich sehr deutsch“, scherzt der 29-Jährige gerne, wenn er sich vorstellt. Im Münsterland absolvierte er auch die Kochausbildung (im Landhotel Herrmannshöhe). Sein heutiger Kochstil im Restaurant Setzkasten ist teilweise geprägt von der osteuropäischen Esstradition seiner genussaffinen Familie, vor allem jedoch von seiner Hochachtung vor den Großmeistern der klassischen Küche. Wie Witzigmann, Wohlfahrt & Co. legt Egor Hopp sehr großen Wert auf tiefgründige Soßen: „Die Soßen müssen pfeifen und brauchen Dampf, aber ich versuche, sie modern und leicht rüberzubringen“, betont er und ergänzt: „Bei mir gibt es auch mal ein Dashi, aber ich koche nicht so plakativ asiatisch, wie es heute viele tun. Gerichte wie Hamachi mit Granny Smith oder auch Fermentiertes im Stil der nordischen Küche sind nicht meine Art von Küche und passen auch nicht zu unserer Gästeklientel.“

Der Arbeitstag beginnt mit einer Marktrunde

Egor Hopps große Leidenschaft heißt Frische und Vielfalt – beides findet er in breiter Auswahl im Zurheide Feine Kost. Ins kulinarische Konzept passen beste Artischocken aus Frankreich oder eine frische Sopresada aus Mallorca genauso wie die Frühkartoffeln, die der Bauer aus der Region in den Zurheide-Markt liefert – entscheidend ist die Qualität. „Ich möchte die besten regionalen und internationalen Lebensmittel nach meinem Gusto verarbeiten“, beschreibt Egor Hopp das Motto seiner Küche. Der Arbeitstag beginnt mit einer Marktrunde. „Mit dem Team gehe ich durch die Abteilungen und suche mir die besten Produkte aus. Ich liebe es, die Qualitäten im direkten Vergleich zu beurteilen und die Ware mit dem perfekten Reifegrad auswählen zu können. Und wenn die Auslage nicht meinen Vorstellungen entspricht, gehe ich ins Kühlhaus und schaue nach Alternativen.“

„Unser Restaurant profitiert vom Supermarkt,
und der Supermarkt profitiert vom Restaurant.“

Egor Hopp, Küchenchef, Restaurant Setzkasten

Die Nähe zur Einkaufsquelle ermöglicht es auch, dem Gast im Restaurant spontan Alternativen anbieten zu können. „Wenn wir Lamm im Menü haben, der Gast aber kein Lamm mag, dann switchen wir z.B. einfach zum Steinbutt“, sagt Egor Hopp. „Stammgäste essen bei uns ohnehin oft individuell und bestellen sich gern auch Upgrades zum Menü, zum Beispiel den Bretonischen Hummer oder den Käseteller.“

Köche als Verkäufer und Multiplikatoren

Das Restaurant ist von Montag bis Mittwoch am Abend und von Freitag bis Samstag mittags und abends geöffnet. Donnerstag und Sonntag sind Ruhetage. „Mit dem Lunch am Freitag und Samstag stehen wir im Fine-dining-Segment in Düsseldorf fast alleine da“, sagt Egor Hopp und betont, dass die Öffnungszeiten nicht zulasten der Teammitglieder gehen: „Sie arbeiten an keinem Tag mehr als neun bis neuneinhalb Stunden.“ Egor Hopp ist dankbar für sein großes Team, weiß aber auch, dass diese Konstellation in einem unabhängigen Restaurant eher nicht möglich wäre. „Unser Restaurant profitiert wirtschaftlich vom Supermarkt, und der Supermarkt profitiert vom Restaurant“, sagt Egor Hopp. „Wir sind nicht nur Köche, sondern auch Verkäufer und Multiplikatoren für das Angebot im Markt. Wenn wir z.B. einen besonderen Wein oder Sekt ausschenken, kommt es an der Verkaufstheke im Markt zu mehr Nachfrage und Umsatz.“

Egor Hopp liebt, was er tut, und er wird nicht müde, über seinen Arbeitsplatz und das große Vertrauen, das ihm die Familie Zurheide entgegenbringt, zu schwärmen. „Die Möglichkeiten hier sind einfach riesig. Natürlich ist Kochen mein Hauptjob, aber ich liebe genauso, den Gästen unsere Schätze näherzubringen. Dazu bieten wir u.a. auch Kochkurse und eine Masterclass zum Thema Qualitäten für Kunden im Supermarkt an.“ Die Ideen für die Zukunft gehen Egor Hopp nicht aus. Die Rückeroberung des Michelin-Sterns für das Restaurant Setzkasten ist eines seiner Ziele, die Entwicklung eigener Setzkasten-Produkte wie z.B. Dressing & Co. ein weiteres. Der Setzkasten-Blend gehört bereits jetzt zu den meistverkauften Kaffeeangeboten im Zurheide Feine Kost in Düsseldorf.

Interview: Sabine Romeis
Fotos: Sascha Perrone