Im Chat mit…
Achenbach-Preis-Sieger Dennis Straubmüller
Der Gewinner des 50. Finales um den Rudolf Achenbach Preis ist der erste Gewinner des renommierten Nachwuchspreises im zweiten Ausbildungsjahr. Mit chefs! sprach er über seine verschlungenen Wege zum Kochberuf, den Wettbewerb und seine Ziele für die Zukunft
chefs!: Gratulation, Dennis, zum Gewinn des Rudolf Achenbach Preis 2025. Warum haben Sie am Wettbewerb teilgenommen?
Dennis: Den Achenbach Preis wollte ich schon immer kochen. Seit ich wusste, ich mach’ eine Kochausbildung. Dieses Jahr waren erstmals auch Teilnehmer aus dem zweiten Ausbildungsjahr zugelassen, und ich hab‘ mich beworben.
chefs!: Dass Sie dann als Auszubildender im zweiten Jahr den Preis gewinnen, hätte keiner erwartet.
Dennis: Am wenigsten ich selber.
chefs!: Wie stark war die Konkurrenz?
Dennis: Die anderen Finalisten waren auch richtig, richtig gut. Als ich deren Teller gesehen habe, hätte ich nicht gedacht, dass ich es schaffen kann.
chefs!: Wo lag denn für Sie die besondere Herausforderung beim Wettbewerb?
Dennis: Als ich den Warenkorb bekam und Kaninchen darin liegen sah, war ich kurz verunsichert. Ich hatte seit Jahren kein Kaninchen mehr zerlegt.
chefs!: War nicht auch das Kochen im Foodtruck ein Novum für Sie?
Dennis: Ja, das war etwas ganz, ganz Neues: beengt vom Raum, mit sehr wenig Arbeitsfläche und nur einem Spülbecken mit 20-Liter-Wassertank. Der Abwassertank ist schnell übergelaufen.
chefs!: Was bleibt Ihnen als wertvollste Erfahrung der Wettbewerbsteilnahme in Erinnerung?
Dennis: Der Gewinn natürlich, aber auch wenn ich nicht gewonnen hätte: Es war eine sehr gute Vorbereitung für die Abschlussprüfung. Und es war ein schönes Miteinander, zu keinem Zeitpunkt gab es ein Gegeneinander der Finalisten. Für uns war klar: Wir sind die sechs Besten, und wer am Ende das Rennen macht, ist egal. Es sind neue Freundschaften entstanden.
„Ja, der Ton in der Küche ist rauer als im Bürojob. Doch für mich ist es einfach der schönste Beruf der Welt.“
Dennis Straubmüller, Gewinner „Rudolf Achenbach Preis 2025“
chefs!: Wer hat Sie auf den Wettbewerb vorbereitet? Wo haben Sie trainiert?
Dennis: Ich habe früher schon kleine Wettbewerbe gekocht und mich mit meinem Chef ausgetauscht. Er hat mir angeboten, auf der Arbeit zu trainieren, aber ich habe lieber zu Hause Sachen ausprobiert. Für mich war klar: Ich will mein Ding machen und beweisen, was ich kann.
chefs!: Sie sind jetzt 24 und haben gerade das zweite Ausbildungsjahr beendet. Warum haben Sie sich so spät entschieden, Koch zu werden?
Dennis: 2017, nach dem Realschulabschluss, habe ich schon einmal eine Kochausbildung angefangen, die ich aber nach zwei Wochen krankheitsbedingt abbrechen musste. Später begann ich eine Ausbildung zum Kaufmann für Groß- und Außenhandelsmanagement und habe zwei Jahre im Beruf gearbeitet, aber privat in jeder freien Minute gekocht und gebacken. Ende 2022 habe ich bei der ZDF-Küchenschlacht mitgemacht und gewonnen. Danach wusste ich: Ich muss zurück in die Küche, das ist meine Leidenschaft!
chefs!: Sie kommen von der Schwäbischen Alb – warum machen Sie Ihre Ausbildung im Posthotel Alexander Herrmann?
Dennis: Ich wollte weg von Zuhause, aber nicht komplett weg. Da traf es sich gut, dass das Posthotel ein Mitgliedsbetrieb der Jeunes Restaurateurs ist und ich die Berufsschule in Bad Überkingen besuchen kann. Die liegt 15 Kilometer weg von meinem Zuhause. Ich habe zwei Praktika gemacht, und nach dem Probekochen im Posthotel war klar: Es macht mir hier so viel Spaß, ich brauche kein weiteres Praktikum. Das Team hier ist einfach klasse, und auch das kulinarische Konzept im Posthotel überzeugt. Das Future Lab ist einmalig.
chefs!: Wieviele Mit-Azubis gibt es?
Dennis: Aktuell sind wir je zwei Azubis im ersten und zweiten Ausbildungsjahr und ein Azubi im dritten Jahr. Tobi Bätz und Sandra Hofer sind die Ausbilder.
chefs!: Wie soll es nach der Ausbildung für Sie beruflich weitergehen?
Dennis: Die Selbstständigkeit ist im Gespräch. Es muss nicht unbedingt ein eigenes Restaurant sein. Bis es soweit ist, will ich aber noch drei bis vier Jahre weitere Stationen machen, zusätzliche Erfahrungen sammeln und neue Küchen kennenlernen – in Deutschland oder auch im Ausland.
chefs!: Gibt es schon ein konkretes Ziel?
Dennis: In Deutschland möchte ich gern zu Douce Steiner in den Hirschen in Sulzburg. Ich war schon öfters bei ihr essen. Ihre französische Küche interessiert mich sehr, und obendrein hat sie auch zwei Michelin-Sterne.
chefs!: Vom Bürojob in die Küche – ist das nicht eine krasse Umstellung?
Dennis: Ja, schon. Der Ton in der Küche ist rauer als im Büro. Doch für mich ist es einfach der schönste Beruf der Welt. Ich bin glücklich, mehr als das.
chefs!: Gibt’s nicht auch Schattenseiten? Was würden Sie gerne ändern?
Dennis: Die schlechte Bezahlung ist oft ein Thema, auch nach der Ausbildung. Und die Arbeitszeiten. In vielen Betrieben wird immer noch Teilzeit gearbeitet. Bei uns zum Glück nicht mehr.
Interview: Sabine Romeis
Fotos: Rudolf Achenbach Preis